Alle haben wir eines gemeinsam hier: Wir lieben Katzen und wollen das Beste für sie. Doch was das ist, daran scheiden sich die Geister und auch die verschiedenen Lebensweisen der Samtpfoten. Dabei gibt es generell erstmal zwei: Die Katzen in reiner Wohnungshaltung und die leidenschaftlichen Freigänger. Doch was ist artgerecht, was ist sinnvoll? Wir sinnieren mal etwas ;).
Blogkatzen- Freigänger oder Wohnungskatzen?
Wie ihr wisst, leben unsere beiden Blogkaterchen hier seit jeher in der Wohnung, haben aber einen abgesicherten Katzenbalkon, der ihnen ganztägig zur Verfügung steht- dank Katzenklappe. Dadurch können sie hinaus und hinein wann immer sie möchten, wir müssen nicht den ganzen Tag Türöffner spielen und ehrlich gesagt nutzen sie es auch gerne und oft, zumal auch ihr Klo draußen steht unter dem überdachten Balkon, welches sie ebenfalls sehr gerne verwenden- lieber, als jenes drinnen.
Und tatsächlich würde ich persönlich sagen: Katzen ohne gesicherten Balkon zu halten ist schwierig. Wenn ich sehe, wie gerade Simba die Freiheit genießt und sich den Wind um die Fellnase wehen lässt. Aber tatsächlich kommt es auch irgendwie immer auf den Charakter der Katze an. Da gibt es die Freiheitsliebenden, aber auch die Couchpotatoes, wie unseren Zorro hier. Diesen kann man auch vor geöffneter Tür zur (ungesicherten) Terrasse sitzen lassen und er macht oft keine Anstalten, hinaus zu treten. Simba ist da ganz anders. Daher haben wir nun auch etwas Neues ausprobiert. Dazu aber später mehr.
Nun erstmal zurück zur Frage: Was ist artgerecht?
Oft teilen sich die Meinungen und die klassischen „Freigang ist das einzig Wahre“-Verfechter trifft man im Internet eher selten an, im Real Life dafür umso mehr ;). Das ist meist der Nachbar um die Ecke, 60+, der die Meinung vertritt, er habe das schon immer so gehandhabt, Katzen gehören nach draußen und sie seien drinnen nicht glücklich. Doch diese Generation ist eine andere, Zeiten waren zu ihrer Jugend anders. Weniger Verkehr, weniger Gefahren. Doch mit der Moderne kommen ganz neue Probleme auf: Rattengift, ein Mehr an Autos, dichtere Besiedlung und folglich mehr Beförderungsmittel und gefühlt auch ein Mehr an Tierhassern und gestörten Menschen. Oder zumindest ein Mehr an Meldungen über Tierschutzfälle, da das Internet hierfür oft ein Sprachrohr ist und auch eine Plattform für allerhand grauseliger Meldungen. All dies hat mich und uns dazu bewogen zu sagen: Nein, kein Freigang.
Standortabhängig
Oft ist natürlich auch der Wohnort entscheidend: Wir leben abgewandt von einer Hauptstraße und dennoch ist sie nur wenige Häuser entfernt. Wenn wir aus dem Fenster schauen, sehen wir die nächste Kreuzung. Für mich war von Anfang an klar: Meine Katzen sind Familienmitglieder und ich habe eine Schutzpflicht. Sie ziehen hier nicht ein, damit ich sie ein halbes Jahr später von der Straße abkratzen kann, salopp gesagt. Denn sie sind Lebewesen und keine Austauschware. In der heutigen Gesellschaft erlebt mein nur allzu oft die Einstellung, Tiere seien eine Sache, was leider vom Gesetz noch immer irrtümlich unterstützt wird. Ist die Katze verschwunden, oder schlimmer, dann wird halt im Tierheim die nächste geholt. Nicht mit mir!
Ich muss ehrlich sagen: Wer in unserer Wohngegend Katzen hält, ist verantwortungslos. Und leider sind das nur allzu viele- traurigerweise. Gern höre ich dann das Argument „Ist doch bis jetzt immer gut gegangen“. Tja, und weil irgendeine Katze 20 Jahre alt geworden ist mit reiner Trockenfuttergabe, heißt das ja auch nicht, dass das gesund für sie ist und, dass die nächste genauso alt wird. Fakt ist: Freigänger haben eine kürzere Lebensdauer als eine Wohnungskatze, bedingt durch äußere Gefahren. Sicher sie haben ein Mehr an Eindrücken, mehr Möglichkeiten. Aber für welchen Preis?
Freigang? Ja, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen
Natürlich verfechte ich Freigang nicht generell. In einer ruhigen Wohngegend mit viel Grün kann es eine Option sein. Aber viele Menschen sind leider in befahrenen Gegenden auch einfach zu „faul“, eine Wohnungskatze bzw. mehrere zu halten, da das einfach mehr Arbeit bedeutet. Auslastung und Beschäftigung des Tieres bedeuten deutlich höheren Aufwand. Für viele ist die Samtpfote leider immer noch ein „Mitläufertier“, das man ganz einfach nebenbei halten kann. Das ist ein Irrtum! Selbst Freigänger benötigen entsprechende Zuwendung, möchten und brauchen ihren Zweibeiner, sind nicht nur mit sich selbst happy und benötigen mehr als Futter und Wasser zum Glücklichsein.
Freigang ist prinzipiell toll für die Katze, weil es ihr eine andere Welt eröffnet und sie dem natürlichen Jagdtrieb besser nachgehen und sich anders auslasten kann. Aber auch in einer Wohnungshaltung kann man dies entsprechend fördern, mit Jagdspielen und anderen Beschäftigungsmöglichkeiten und Alternativen zu draußen befindlichen Dingen.
Wenn Freigang in der Umgebung möglich ist: Top. Doch oft sind die heutigen Gegebenheiten in dicht besiedelten Gebieten dafür einfach keine idealen Rahmenbedingungen. Was für eine Katze artgerecht wäre, ist vermutlich auch mit Freigang nicht gegeben, denn sie passt sich oft dennoch an die heutige Zivilisation und den Menschen an, erwartet Futter aus dem Napf. Wirklich ihrer früheren Art entsprechend wäre, wenn sie sich selbstständig nur von Mäusen ernähren würde und ganz unabhängig vom Menschen lebte. Doch sie hat sich über die Jahrhunderte selbstständig dem Menschen zugewandt. Forschungen ergaben, sie habe sich uns angeschlossen, da bei der Lagerung von Lebensmitteln z. B. Getreide oftmals eine Vielzahl an Mäusen zu finden war. Das erleichterte ihr die Nahrungsbeschaffung. Mit der Zeit lernte sie den Mensch aber auch zu schätzen und er wurde mehr als nur Mittel zum Zweck, so zumindest eine These.
Jetzt aber genug Geschichte:
Was also ist richtig- Freigang oder Wohnungshaltung?
Es gibt hier tatsächlich keine eindeutige Antwort. Man muss sich einfach im Vorhinein ein paar Fragen stellen:
- Ist Freigang in meiner Umgebung überhaupt möglich d. h. das Verkehrsaufkommen nicht zu hoch etc.?
- Welcher Typ Katze ist die meine? Hat sie einen großen Freiheitsdrang oder ist sie auch so glücklich?
- Lebt die Katze alleine? Das ist generell eigentlich nie gut, aber bei einer Wohnungskatze absolut nicht zu dulden. Im Freigang gibt es den ein oder anderen Vierbeiner, der alleine lebt, auch wenn das ebenfalls nicht optimal ist.
Letztendlich muss man sich auch nach der Katze richten: Hält diese es in den vier Wänden absolut nicht aus, bleiben nicht viel Optionen: Sie hinaus lassen, oder, wenn nicht möglich, umziehen und dann hinaus lassen. Erst der letzte Weg sollte das Suchen eines neuen Zuhauses sein. Die Interessen des Tieres sollten immer über den eigenen stehen und jeder der genannten Schritte sollte reiflich überlegt sein, denn: Einmal entschieden, sind diese nicht mehr rückgängig zu machen.
Was man bei Freigang wissen/beachten muss:
- Höheres Risiko durch äußere Gefahren- Resultat: Verletzungen oder Schlimmeres
- Mehr Impfungen nötig
- Zwingend Chippen und Registrieren des Tieres notwendig
- Kastration ist Pflicht
- Ruhige Wohnlage muss vorhanden sein
- Katzen direkt nach Ein- oder Umzug erst einige Wochen im Haus behalten, damit sie sich an die Umgebung gewöhnen können
- Freigang ist eine endgültige Entscheidung: Einmal gewährt, nie mehr verwehrt
Was man bei Wohnungshaltung wissen/beachten sollte:
- Katze benötigt dann adäquate Auslastung (mehrmals am Tag)
- Katzensichere Wohnung z. B. Balkon absichern
- Mehr Ausstattung z. B. zusätzliche Kratzmöglichkeiten, da die Katze die Krallen nicht draußen abnutzt; Katzentoiletten etc.
- Geringere Gefahr der Verletzung; sichereres Leben
Alternativen
Mögliche Alternativen zum kompletten Freigang sind gesicherter Balkon oder auch gesicherte Gärten/ Ausläufe. Daneben gibt es eine weitere Variante: Katze an die Leine und ab nach draußen. Und da kommen wir zu unserem neuen Projekt, zu welchem dieser Beitrag auch die Einleitung darstellt. Denn wir möchten mit unseren Miezen ab nach draußen und trainieren seit dieser Woche das an der Leine laufen draußen im Garten mit Simba. Zorro kann dem noch nichts abgewinnen, daher beginnen wir mit unserem freiheitsliebenden Flauschball. Bleibt also dran und verfolgt unsere Steps nach draußen :).
Wie ist das bei dir un deinen Katzen? Freigang? Wohnungshaltung? Mit oder ohne Balkon? Verrat uns deine Meinung und Miezenlebensweise in den Kommentaren :).
Unsere Katzen lieben den (selbstverständlich gesicherten ) Balkon. Wir haben ganz nahe an unseren Balkon,
einen riesigen Kastanienbaum, der voller Leben ist. „Im Baum“ leben viele Vogelarten und Eichhörnchen.
Auf den Rasen sind oft Enten und Eichhörnchen unterwegs. Ab und an laufen auch Menschen da lang,
manchmal sogar mit Hunde.
Bei Sonne liegen sie natürlich am liebsten auf den Balkon aber auch bei Sturm und Regen (der Balkon ist überdacht) liegen sie gerne mal einige Minuten draußen.
Sie haben zwei sehr große mit Gips gefüllte Blumenkübel, in denen ein dicker mit Sisal ummantelter Balken mit einer Liegeflächen steckt, auf den Balkon. Auf die mit Sand gefüllten Blümenkästen, liegt langfloriges
künstliches Gras. Bei echtem Gras, haben sie die Blumenkästen zu gerne mit einer Toilette „verwechselt“.
Meine Katzen lieben ihr kleines Paradies sehr.
Liebe Grüße
Irene
Meine zwei Bären sind seit je her Wohnungskatzen. In der ersten Wohnung ging das auch gar nicht anders, da es eine Dachwohnung war. Als sie klein waren, waren sie wirklich böse, frech und gefühlt immer unter Strom, auch wenn man selbst schon k.o. war 🙂
In der zweiten Wohnung (5 Jahre später) waren sie etwas ruhiger geworden. Immernoch drin und sind unter Aufsicht in den Garten. Es kam vor, dass sie auch mal ausgebüchst sind, aber sie haben es dennoch akzeptiert hauptsächlich drinnen zu sein. Wieder 5 Jahre später, sind wir wieder umgezogen. Da war bzw. ist kein Freigang möglich. Es gibt nur einen kleinen Balkon. Dort dürfen sie unter Aufsicht natürlich sein. Die Tage soll dieser Katzensicher gemacht werden, dass sie sich etwas freier dort bewegen können.
Ich habe den Eindruck, dass es ihnen gut geht, es toll finden frische Luft zu schnuppern, aber auch kein Problem haben, wenn es nicht raus geht.
Hallo Katzenliebhaber,
habe euren Bericht sehr gerne gelesen, ja was ist für eine Katze am besten?
Natürlich wenn man ein Haus mitten im Wald hätte könnten die Katzen den ganzen Tag
raus in die Freiheit und auf Bäume klettern, Mäuse jagen, die Vögel beobachten usw.
Aber leider wohnen wir nicht im Wald sondern in Stadtnähe, voll gefahren mit Straßen, Autos usw.
Und auch gibt es sicherlich auch Nachbarn die Katzen nicht gerade fröhlich begegnen.
Aber zum Glück haben wir mein Elternhaus umgebaut und im Dachgeschoss können unsere
Katzen vergnügt auf den Bälgen herumtollen, springen, in der Garage herumtoben oder hinterm Haus
das abgesichert ist „Schmetterlinge, Spinnen usw. fangen, oder auf dem Balkon sich in die Sonne legen.
Aber dafür müssen wir am Tag „Zig Mal die Türe auf und zu machen beim Balkon.
Aber im Herbst kommt eine Katzenklappe rein.
Viele Grüße
catmanrolf
Pingback: Katze an der Leine - geht das?
Hallo,
Nur ein Hinweis
Das Wort verfechten ist in deinem Blog-Text falsch angewandt. Du benutzt es als „verurteilen“ in Wahrheit aber heißt es „vertreten“ – also genau das Gegenteil. Das nur als Hinweis.
Ich habe zwei erwachsene BKH vom Tierschutz und anfangs ein schlechtes Gewissen gehabt, weil sie nur drin sein sollen. Sie waren wohl vorher nie draußen. Die Terrasse habe ich mit ganz viel Mühe fast 100% ausbruchssicher gemacht – nur eine Katze mit viel Freiheitsdrang könnte versuchen zu springen. Aber die beiden haben keinen echten Freiheitsdrang. Sie akzeptieren die Situation auf der Terrasse. Dort habe ich eine echte Wiese im Internet bestellt, Blumenkübel, Äste und Steine aus dem Wald sowie Klettermöglichkeiten. Allerdings lasse ich sie nur hinaus wenn ich zu Hause oder nur kurz weg bin. Alles andere ist mir doch zu riskant.
Ich denke, sie sind zufrieden aber ich weiß es nicht.